Am 17. Dezember 2024 fand an der Brücke der B27 über die Spitalstraße in Neckarsulm ein erfolgreich durchgeführter Belastungsversuch statt. Die Brücke, ein typisches Bauwerk des überregionalen Straßennetzes, ist nicht nur für die lokale Verkehrsinfrastruktur von zentraler Bedeutung, sondern dient seit 2019 auch als Referenzobjekt für zahlreiche ähnliche Bauwerke in Baden-Württemberg.
Der Versuch wurde von der MPA Universität Stuttgart und dem Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 43, in Zusammenarbeit mit dem international anerkannten Wissenschaftler Prof. Dr. Felipe Sakiyama organisiert. Prof. Sakiyama, der derzeit an der Universidade Federal dos Vales do Jequitinhonha e Mucuri (UFVJM) in Brasilien forscht und lehrt und 2019 die Brücke mit modernster Faseroptik-Technologie ausgestattet und darüber promoviert hatte, kehrte eigens für diesen Test nach Deutschland zurück. Der Belastungsversuch, bei dem ein schweres Spezialfahrzeug der Firma Scholpp sowie ein schwerer LKW eingesetzt wurden, lieferte wertvolle statische und dynamische Referenzdaten. Die gewonnenen Daten ermöglichen eine präzisere Überwachung der Brücke und tragen dazu bei, Schäden frühzeitig zu erkennen sowie das numerische Modell zu kalibrieren. Dies ist entscheidend für die Entwicklung moderner Ansätze zur Brückeninstandhaltung.
Der Belastungsversuch in Neckarsulm knüpft an den erfolgreichen Test der Neckarbrücke in Plochingen an, der im November 2024 durchgeführt wurde. Beide Brücken sind Beispiele für Bauwerke, deren strukturelle Sicherheit aufgrund ihres Alters und ihrer Bedeutung regelmäßig überprüft werden muss. Durch die Kombination von innovativen Messtechniken und traditioneller Ingenieurskunst ist es möglich, sowohl wirtschaftliche als auch zeitliche Ressourcen bei der Instandhaltung gezielt einzusetzen.
Das Regierungspräsidium Stuttgart zeigt mit solchen Maßnahmen Weitsicht und Engagement, insbesondere vor dem Hintergrund des kürzlichen Einsturzes der Carolabrücke in Dresden. Der Vorfall verdeutlicht, wie wichtig es ist, Brücken nicht nur regelmäßig zu warten, sondern ihre Belastbarkeit auch wissenschaftlich zu prüfen. „Die Sicherheit der Brücken steht für uns an oberster Stelle“, betonte ein Sprecher des Referats 43. „Der Test in Neckarsulm ist Teil einer langfristigen Strategie zur Sicherung der Brückeninfrastruktur in der Region und ein wichtiger Baustein in unserem kontinuierlichen Bemühen, die Infrastruktur zukunftssicher zu machen.“
Die Brückeninstandhaltung ist ein zeit- und kostenintensives Unterfangen. Mit Projekten wie dem Belastungsversuch in Neckarsulm zeigt sich jedoch, dass durch vorausschauende Planung und den Einsatz modernster Technologien erhebliche Effizienzgewinne erzielt werden können. Der Versuch markiert einen weiteren Meilenstein in der Optimierung der Überwachungsstrategien für Brücken und leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Verkehrsinfrastruktur in Baden-Württemberg.